Hausgeschichte Zwiefalten

1933 - Psychiatrie unter dem Hakenkreuz

erntedankwagen
Zwiefalter Erntedankfest mit Festwagen
und Uniformen im Jahr 1936.

bettenreihe
Krankenbetten in einem der zwei Innenhöfe
der Zwiefalter Heil- und Pflegeanstalt um 1930.

Die NSDAP-Kreisleitung Münsingen hatte ab 1933 die Herrschaft in der Staatlichen Heilanstalt Zwiefalten. Sie entschied, wer eingestellt oder entlassen wurde. Der bei Pflegepersonal und Patienten gleichermaßen beliebte Oberarzt Julius Moegelin wurde wegen kritischer Bemerkungen über Hitler bei der Ulmer Gestapo denunziert, verhaftet und zu 8 Monaten Haft verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe erhielt er praktisch Berufsverbot. Der Ärztliche Direktor Dr. Daiber (1918-1935) wurde vom Innenministerium am 10. Dezember 1935 aufgefordert „um Ihre Zurruhesetzung nachzusuchen“. Die NSDAP-Kreisleitung Münsingen und die Deutsche Arbeitsfront hatten sich über seine regimekritische Haltung beschwert, sodass „eine weitere Zusammenarbeit mit Ihnen nicht mehr möglich“ sei.

Zu Beginn des Jahres 1938 waren 61 Pfleger und 51 Pflegerinnen beschäftigt, die 634 Kranke zu versorgen hatten. Obligatorisch für eine Anstellung war der „Nachweis der arischen Abstammung“ und die Erklärung, dass man nicht „von jüdischen Eltern oder Großeltern abstamme“. Der Dienst begann um 6.00 Uhr und endete um 19.30 Uhr mit der Übergabe an den Nachtdienst. Die Mittagspause war eine oder eineinhalb Stunden lang. In der Regel waren zwei Pflegekräfte im Wachsaal mit etwa 30 Patienten beschäftigt. Unruhige oder gewalttätige Patienten wurden in eigenen Zellen untergebracht und die anderen Patienten waren meist den ganzen Tag im Bett.

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