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Ein Glücksfall für Zwiefalten. Zur Eröffnung im Jahr 2003 vermachte der Enkel des einstigen Angestellten Friedrich W. dem Psychiatriemuseum eine einmalige private Fotosammlung. Von 1897 bis 1906 lebte Friedrich W. in Zwiefalten und arbeitete in der Königlich-Württembergischen Heil- und Pflegeanstalt als Buchhalter. In seiner Freizeit erkundete er seine neue Heimat und hielt mit seiner Glasplattenkamera besondere Ereignisse im privaten wie im öffentlichen Leben fest. Gekonnt rückt der Amateurfotograf Großes und Kleines ins Bild: den Sonntagsausflug und die Taufe seiner Tochter ebenso wie den beeindruckenden Einzug des württembergischen Ulanenregiments auf Zwiefaltens Hauptstraße.
Die Sammlung ist eine aufschlussreiche Bilderchronik der württembergischen Anstaltsgemeinde in der Zeit von 1900 bis 1904. Seitenblicke auf scheinbar Nebensächliches in den Bildern geben interessante und spannende Details zum dörflichen Alltag um 1900 preis. Das Psychiatriemuseum in Zwiefalten lenkt mit dieser Präsentation den Blick auf das Leben und den Alltag in der oberschwäbischen Münstergemeinde aus der Sicht eines Beschäftigten an der Königlichen Heilanstalt. Viele Angestellte des recht großen Anstaltsbetriebes zogen von anderswo zu und mussten sich an dem neuen Arbeitsort zurechtfinden und einleben. So auch Friedrich W., der aus dem Raum Stuttgart nach Zwiefalten kam. Mit seiner Kamera als steter Begleiterin dokumentiert Friedrich W. das Kennenlernen der neuen Umgebung und sein "hier heimisch werden". Er hat ein Auge sowohl für die besonderen Momente als auch für die alltäglichen Gegebenheiten, die das Leben im Oberland prägen.
Rechnet man die Belichtungszeiten aller in der Ausstellung gezeigten Bilder zusammen, ergibt es nicht einmal eine Minute der historischen Zeit, an der uns die Bilder teilhaben lassen. Dennoch fügen sich diese 56 Aufnahmen - Friedrich W.s Bildnotizen vom Ankommen und Hiersein - zu einem subjektiv gefärbten, gelegentlich zwar verwackelten und manchmal etwas unscharfen aber dennoch interessiert liebevollen Bildbericht der ersten fünf Jahre Zwiefaltens im 20. Jahrhundert.
Friedrich W. hat seine Glasplattennegative penibel datiert und beschriftet. Dennoch gewinnen viele der auf den Bildern erkennbaren Details durch ortskundige Erläuterung und historisch bewanderte Kommentare. Viele Helfer aus der Familie des Spenders und aus der Zwiefalter Bevölkerung haben bei den Bildlegenden geholfen und auch während der Ausstellung vom September an im Württembergischen Psychiatriemuseum wie auch im Zwiefalter Peterstormuseum wird es für die neugierigen Betrachter noch einige Fragen zu klären geben und vieles zu entdecken sein.