„Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten“ (MUSE 11)
 
Brixen / Bressanone 23.11.2012 – 19.1.2013 und Bruneck / Brunico 25.1.2013 – 16.3.2013

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„Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten“, lautet der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung, die im Obergeschoß des Verwaltungsgebäudes am ZfP Südwürttemberg in Zwiefalten zu sehen ist. Die vom Württembergischen Psychiatriemuseum entliehen Wanderausstellung füllt 200 Quadratmeter des schönen Gründerzeitbaus und wurde mit einer Vernissage am Abend des 13. Juni 2012 in Anwesenheit des österreichisch-italienischen Ausstellungsteams eröffnet. Die beeindruckende Ausstellung ist in Südwürttemberg voraussichtlich bis zum 30. September 2012 zu sehen. Die allein mit kunstvoll und kreativ konstruierten Möbeln und biografischen „Fallgeschichten“ arbeitende Ausstellung als Teilergebnis eines EU-Projekts widmet sich dem Schicksal von 30 ausgewählten Psychiatriepatientinnen und -patienten, die im historischen Raum Tirols zwischen 1830 und den 1970er Jahren behandelt wurden, unter anderem in den Anstalten Hall i.T. und Innsbruck (heute Österreich) sowie Pergine (heute Italien). Eine Patientin gar nahm einen umgekehrten Weg, wie die sog. „Südtiroler in Württemberg: sie stammt aus Zwiefalten, lebte in Südtirol, und erkrankte später. Wie die Ausstellung verdeutlicht, sind die „psychiatrischen Landschaften“ Tirols und Südwürttembergs darüber hinaus jedoch auch aufgrund des sog. Optionsabkommens zwischen Hitler und Mussolini zwischen 1940 und 1942 aufs Engste miteinander verknüpft. Den Biografien sind - zumeist passive - Verben zugeordnet, die das Schicksal der Betroffenen charakterisieren sollen: begutachten – arbeiten – essen – behandeln – verwahren –töten – erziehen – verschicken. „Verschickt“ wurden im Rahmen des genannten deutsch-italienischen Optionsvertrages circa 500 Patientinnen und Patienten, zumeist aus dem heutigen Südtirol nach Württemberg – in die Heil- und Pflegeanstalten Zwiefalten, Schussenried und Weissenau. Auch andere, weitere Aspekte stellen interessante und zum Teil überraschende historische Verbindungen zwischen der Psychiatriegeschichte Tirols im 19. und 20. Jahrhundert, sowie derjenigen Zwiefaltens dar, die im Jahr 2012 nun 200 Jahre umfasst.


Artikel:

„Schwer zu erschließendes Thema“
ZfP zeigt Dokumentarfilm „Die unsichtbare Arbeit“ (pdf)
(Rundschau von der Alb, 17.09.2012)